Dass sich die "aussergewöhnliche Geschichte unserer Wörter" von anderen Werken unterscheidet, die sich mit den Ursprüngen unserer Sprache beschäftigen, wurde mir sofort klar, nachdem ich es aus seinem Umschlag befreite. In meinen Händen lag ein relativ kleines Buch von 191 Seiten und blendete mich mit einem grellen Orange und einem nicht minder auffälligen Blau. Man könnte auch sagen, der Einband schrie mich an. Ein erster Blick ins Buch verriet mir dann, dass der Autor an dieser Gestaltung mit einer fast brutalen Konsequenz festhielt. Die "Dreifabigkeit" in Schwarz, Neonorange und Markerblau zieht sich durch das komplette Buch.
Nachdem ich mich aber von dem ersten Schreck erholt hatte, wendete ich mich dann dem Inhalt zu.
Eingeteilt ist die Geschichte unserer Wörter in geschichtliche Etappen von der Indogermanischen Vorgeschichte bis hin zur Gegenwart. Man erfährt, wie die Sprache durch eine Rückverfolgung Aufschluss über Sprachfamilien und sogar etwas über das Leben längst vergangener Kulturen verrät. Man lernt, wann welche Lautverschiebungen stattfanden und wie sie zur Trennung von Dialekten, zur Bildung unterschiedlicher Sprachen und somit auch unterschiedlichen Kulturen geführt hatte. Und zudem wird man sich darüber bewusst, wie sich die Sprache verändert und nach welchen Mustern das geschieht. Am Ender der Lektüre ist klar, dass es so etwas wie eine "reine" Sprache niemals gab und auch niemals geben wird. Sprache ist nichts unverrückbares, sondern immer ein Ausdruck des Versuches die Welt zu verstehen und verstehbar zu machen.
Ich war am Ende des Buches so viel klüger und das Lesen hat mir auf vielen Ebenen sehr viel Spaß gemacht.
Und ich muss zugeben, dass es nicht nur dem Inhalt geschuldet ist, sondern (wer hätte das Gedacht) ebenso der Form: Den Bildern, die nur aus Schriftzeichen bestanden und der Text, der sich bei näherer Betrachtung in eine zum Thema passenden Graphik verwandelten.
Ein richtig tolles Buch.